Das Zisterzienser- und Stiftsmuseum Leeden befindet sich im Stiftshaus und informiert über das adlige Damenstift Leeden und dessen Vorgänger das Zisterzienserinnenkloster Leeden.
Die Ausstellung enthält Dokumente zur Gründung und Aufhebung des Klosters und gibt Auskunft über das Leben im Stift Leeden. Am Beispiel der Äbtissin Sophia Johanna Gräfin zu Bentheim Tecklenburg wird das Leben einer Adligen in einem Damenstift vorgestellt.
Die Dokumente zu Caroline Louise Gräfin von Schaumburg-Lippe zeigen die Probleme der adligen Damen nach der Auflösung des Stiftes.
Abgerundet werden die Darstellungen durch Bilder und Modelle.
Wichtige Exponate der Ausstellung sind: Die Kölner Decke, Kamine und die Treppenanlage aus dem Barock, der Stiftsorden, Keramikspielzeug aus dem 13. Jhdt. und ein Rest einer Bodenfliese aus dem 13. Jhdt.
Das Museum ist an jedem 1. Sonntag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Für die Zeit von März bis September sind Sonderausstellungen vorgesehen, mit zusätzlichen Öffnungszeiten.
Das Äbtissinenzimmer ist vom Standesamt Tecklenburg als Trauzimmer anerkannt.
Kulturgut in die Zukunft wählen: Zisterzienser- und Stiftsmuseum Leeden macht mit beim Projekt „Apokalypse Münsterland“
Was wäre, wenn morgen die Welt unterginge – was würdest du retten und warum? Das ist die Frage, die Besucher des Zisterzienser- und Stiftsmuseum Leeden am 9. Dezember von 14 bis 17 Uhr per Wahlzettel beantworten können. Das Museum öffnet dafür extra seine Türen und stellt ganz verschiedene Exponate zur Wahl: Sollte ein barockes Bauelement bewahrt werden? Ein Stiftsorden oder etwas ganz anderes? Die Besucher haben die Wahl! Auch eine Begründung kann angegeben werden: Warum sollte das Kulturgut bewahrt werden, warum ist es wertvoll?
Das Museum stellt diese Fragen im Rahmen des Projekts „Apokalypse Münsterland“ unter der Projektleitung des Münsterland e.V. Das gewählte Kulturgut wird anschließend von Studenten der FH Münster, Fachbereich Architektur (Münster School of Architecture, MSA) digitalisiert und virtuell in Szene gesetzt. Im Sommer 2019 tourt es in digitaler Form gemeinsam mit 27 ausgewählten Kulturgütern anderer Museen in einem Container durch die Region.
Das Zisterzienser- und Stiftsmuseum Leeden befindet sich im Baudenkmal Stiftshaus und informiert über das freie adelige Damenstift Leeden und dessen Vorgänger – das Zisterzienserinnenkloster Leeden. Es vermittelt einen Eindruck vom Leben in einem Damenstift und bietet Besuchern besondere Exponate.
Das Projekt „Apokalypse Münsterland“ wird gefördert und unterstützt durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (Landesförderprogramm Regionale Kulturpolitik) und die Commerzbank-Stiftung.
www.apokalypse-muensterland.de
Nach 266 Jahren
wieder in Leeden
Heimatverein ersteigert auf Hamburger Auktion Orden der Äbtissin Sophia Johanna.
(von Jörg Birgoleit)
„Nr. 65: 2000 Euro, Adeliges Fräuleinstift zu Leeden/Provinz Westfalen, Kreuz Gold emailliert, beidseitig fein gearbeitetes Medaillon, prachtvolles Kreuz aus dem 18.
Jahrhundert“. Im Auktionskatalog liest sich die Beschreibung der Position Nummer 65 vielleicht ein wenig nüchtern. Doch verbirgt sich dahinter eine kleine Sensation, jedenfalls für Leeden.
Denn der Heimatverein hat im hanseatischen Auktionshaus Zeige ein Originalexemplar des Ordens ersteigern können, mit dem einst die adeligen Damen des Leedener Stiftes bei verschiedenen Anlässen ihre
Zugehörigkeit demonstrierten. Der Zuschlag auf den ausgesprochen gut erhaltenen Orden ist deshalb um so bemerkenswerter, als es ihn vermutlich nur in zehn- oder elffacher Ausfertigung gab.
Stolze zehn Reichstaler hatten die mindestens in vierter Generation nachweisbar adeligen jungen Frauen bei Eintritt ins Stift für den Orden zu bezahlen. Im Dezember 1742 hatte Sophia Johanna Gräfin
von Bentheim-Tecklenburg, damals Äbtissin im Stift, den preußischen König gebeten, dem Stift einen Orden schenken zu dürfen. Die königliche Zustimmung erging an die Tecklenburgische Regierung.
Wie die Historikerin Regine Schiel im Auftrag des Leedener Heimatvereins weiter im Landesarchiv Münster herausgefunden hat, verpflichteten sich die Stiftsdamen, das Ordenszeichen bei hochgräflichen
und hochadligen „Ehren und Würden stets zu tragen“. Bei Tod oder Austritt (etwa durch Heirat, was durchaus öfter vorkam) musste der Orden ans Stift zurückgegeben werden.
So demonstrierte das Medaillon zum einen die Zugehörigkeit zum Stift, zum anderen diente es dem Andenken der Äbtissin. Den Quellen im Landesarchiv hat Regine Schiel auch eine genaue Beschreibung des
Kreuzes entnehmen können. Demnach handelt es sich bei dem ersteigerten Orden tatsächlich um ein Exemplar, das auf das Stiftungsjahr 1743 datiert und damit nach 266 Jahren an seinen Ursprungsort
zurückkehrt.
Niemand wisse etwas über den Verbleib der anderen Kreuze, schreibt Regine Schiel. Denn 1812, nur wenige Jahre nach der Säkularisierung (Verweltlichung, besser: Enteignung zu Gunsten des Königsreiches
Preußen) vieler kirchlicher Güter wurde auch das Leedener Kloster aufgelöst. Bald war die Einrichtung in alle Winde zerstreut. Die Gebäude ersteigerte „auf Abbruch“ der Lengericher Pastor Greif.
Möglich, dass viele alte Häuser im Tecklenburger Land Steine des einst stattlichen Klosters in ihren Fundamenten tragen.
Heimatvereins-Vorsitzender Rudolf Rogowski hat in Ausstellungskatalogen recherchiert und ein Gemälde von 1776 entdeckt, das eine Freifrau von Morrien mit ihren drei Töchtern abbildet. Zwei der jungen
Frauen weisen sich als Stiftsdamen aus – sie tragen den Orden. Das Bild ist im Besitz eines Münsteraners. Rogowski hofft, an eine Kopie zu kommen. Denn, wie berichtet, möchte der Heimatverein ein
Zisterzienserinnen- und Stiftsmuseum einrichten, wozu er natürlich möglichst viele Gegenstände aus jener Zeit braucht. Bislang gab es da, abgesehen von den baulichen Zeugnissen im Stiftshaus, nur
einige Gegenstände in der Kirche.
Thorsten Danebrock hat den Orden ersteigert, doch mit der Auktionatorgebühr und Nebenkosten hatte der Heimatverein einen höheren Betrag zu überweisen. Viel Geld für den kleinen Verein, der jetzt auf
Spenden der Leedener hofft. Für Informationen stehen alle Vorstandsmitglieder zur Verfügung. „Es wird auch eine Spenderliste zum ausgestellten Orden geben“, sagt Rogowski.
Die Geschichte des Ordens während der vergangenen 266 Jahre hat der Leedener bislang nicht klären können. Jedenfalls wird er ein Kleinod des zukünftigen Museums sein. Entdeckt hatte das seltene Stück
Rosemarie Schnepper bei einer Internet-Recherche.
von Jörg Birgoleit